Vom Traum zur Realität: Wie findet man das passende Pferd?
Die Entscheidung ist gefallen, das eigene Pferd wird Wirklichkeit. Im Vorfeld hat man sich Gedanken gemacht, ob man Zeit, Geld, Geduld und Können dafür mitbringt. Zudem hat man sich genau überlegt, was es für ein Pferd sein soll: sportlich, sicher, ruhig, temperamentvoll. Auch Ausbildungsstand, Rasse und Alter sind festgelegt. Auf dem Papier steht es, das Traumpferd. Doch wo und wie finden wir es in der Realität? Und wie gehen wir sicher, dass wir das richtige Pferd zum perfekten Zeitpunkt und zum besten Preis gekauft haben? Wir erklären, wie die einzelnen Testphasen ablaufen und wie man mit jedem Schritt dem Traumpferd ein Stückchen näher kommt.
1. Überblick verschaffen
Informiert Euch in aller Ruhe über den Markt und das Angebot. So bekommt man ein Gespür für Verkaufsanzeigen und ein Gefühl für die Preise. Zuallererst bespricht man den Pferdekauf mit dem Reitlehrer. Er kann Tipps geben und hilft das Pferdeprofil zu erstellen. Viele Reitschulen verkaufen Schulpferde, bilden Verkaufspferde aus oder kennen potenzielle Verkäufer. Such Hufschmiede wissen von Verkaufspferden. Bestenfalls kommt man an ein Pferd, das man bereits kennt oder über längere Zeit ausprobieren kann. Generell gilt vor jedem Kauf: Ruhe und einen kühlen Kopf bewahren und keine Käufe rein aus dem Bauch heraus tätigen! In der Tageszeitungoder in Internetportalen verschafft man sich einen Überblick über die gängigen Preise. Gestüte bieten normalerweise Pferde jeden Alters und Ausbildungsstandard an. Große, gut geführte Reitbetriebe verkaufen oft gut ausgebildete Pferde – ein Vorteil für unerfahrene Reiter. Manchmal ist es sogar möglich, einen Reitkurs zu buchen, um verschiedene Pferde ausprobieren zu können. Noch eine Möglichkeit, an Angebote zu kommen, ist ein Kaufgesuch. Man überlegt sich die Formulierung und Beschreibung des Wunschpferdes genau, sonst flattern entweder viel zu viele oder gar keine Angebote ins Haus.
2. Kontaktaufnahme
Jetzt kontaktieren wir die gesammelten Adressen und Ansprechpartner nacheinander kontaktiert. Manchmal muss man hartnäckig bleiben, nicht jeder Pferdeverkäufer ist leicht zu erreichen. Das kostet Zeit und Nerven, sollte man aber geduldig durchziehen. Hat man den richtigen Ansprechpartner am Ohr, muss man diese Punkte klären, sofern sie nicht schon in der Anzeige stehen:
– Alter
– Charakter
– Umgänglichkeit
– bisherige Ausbildung
– Größe
– bisherige Reitweise
– Gangarten
– Abstammung
– bisherige Haltung
– bisherige Reiter
– Krankheiten
– Farbe
– Preis
Notieren Sie sich die Fragen und schreiben Sie das Gespräch mit. Oft ist man am Telefonhörer so aufgeregt, dass man die Hälfte vergisst. Passt das Pferd nach dem Telefongespräch immer noch zum Profil, kommt die erste Testphase.
3. Erste Testphase
Termin vereinbaren: Ein seriöser Verkäufer nimmt sich dafür Zeit und man sollte das Pferd in Ruhe und ohne Termindruck anschauen.
Fachmann mitnehmen: Am besten hat man seinen Pferdeexperten dabei – zum einen sehen vier Augen mehr als zwei, zum anderen achtet jeder auf andere Details.
Video: Filmen Sie das Pferd im Stand, in allen Gangarten und unter dem Reiter. Dann kann man Zuhause in aller Ruhe nochmals die Videos mit weiteren Experten anschauen.
Vorführen lassen: Das ist die erste Beurteilung des Pferdes auf Charakter und Fähigkeiten. Seien Sie dabei, wenn das Pferd von der Weide oder aus dem Stall geholt wird. Beobachten Sie es beim Putzen und filmen Sie es im Schritt und Trab an der Hand.
Vorreiten lassen: Der Blick von außen – wie verhält sich das Pferd unter einem Reiter, den es kennt?
Selbst Reiten: Fühle ich mich prompt wie Zuhause? Reagiert das Pferd so, wie ich es erwarte? Ruhe, Sicherheit, Temperament, etc., fühle ich mich sicher?
Experten reiten lassen: Der sollte checken, was mit dem Pferd möglich ist und ob es tatsächlich zu einem passt.
Überschlafen: Dann gilt es, Abstand zu gewinnen. Schalten Sie den Verstand ein. Falls Sie mehrere Pferde getestet haben – vergleichen Sie sie miteinander. Wahrscheinlich gibt es „das perfekte Pferd“ nicht. Aber diejenigen, die dem Wunschprofil am nächsten kommen, und mich am ehesten ansprechen, kommen in die letzte Runde.
4. Zweite Testphase
Beim zweiten Termin liegt der Schwerpunkt auf dem Verwendungszweck des Pferds. Suche ich ein Geländepferd, reite ich aus und teste das Pferd im Gelände. Suche ich ein Springpferd, teste ich es über Hindernissen. Man klärt weitere Details:
– Was hat das Pferd für eine Vergangenheit, gibt es Vorbesitzer?
– Welche Krankheiten – auch harmlose – hat es gehabt?
– Leidet es an Sommerekzem?
– Sind Allergien bekannt?
– Verhält es sich brav beim Schmied?
– Hat es Angst vor dem Tierarzt?
– Gibt es im Umgang irgendwo Probleme?
5. Das liebe Geld
Die Entscheidung ist gefallen, jetzt geht es um den Preis. Der Verkäufer möchte das Optimum erzielen, wir das Minimum zahlen. Hier sind einige Handelsstrategien:
– Nicht alles, was über das Pferd erzählt wird, wörtlich nehmen.
– Keinem übereilten Vertragsabschluss zustimmen – wer weiß, ob der andere ernste Interessent existiert! – fair und neutral verhalten: die vorgestellten Pferde nicht schlecht machen
– Pferdepreise sind in der Regel aufs Herunterhandeln angelegt. Zur Not verabschiedet man sich mit großem Bedauern, weil der Preis über dem persönlichen Budget liegt. Möglicherweise sinkt mit jedem Meter in Richtung Hoftor der Preis.
– Sprechen Sie die Punkte an, die den Preis mindern – zum Beispiel wenn das Pferd nicht der Beschreibung im Anzeigentext oder dem ersten Verkaufsgespräch entspricht. Vielleicht ist der Ausbildungsstand niedriger als angegeben oder das Pferd hat Probleme im Umgang gezeigt. Solche Dinge zu beheben kosten Geld.
6. der kauf
Ankaufsuntersuchung
Falls das Pferd schon gerittenen wird, ist eine Ankaufsuntersuchung (AKU) vom Tierarzt seines Vertrauens extrem zu empfehlen. Bei weiter entfernten Ställen kann auch der Hoftierarzt die AKU übernehmen. Jeder Tierarzt haftet für die Ergebnisse! Der Käufer übernimmt die Kosten – aber besser jetzt, als später langwierige Behandlungen übernehmen zu müssen.
Der Vertrag
Ein Vertrag sichert beide Seiten ab – den Verkäufer gegen ungerechtfertigte Ansprüche, den Käufer gegen unlautere Machenschaften. Es gibt Musterverträge, die man individuell ergänzen kann.
Folgende Inhalte sind Pflicht: Beschreibung des Pferdes, Name und Adresse von Verkäufer und Käufer, Preis, Übergabeort und -termin, Abstammungspapiere, Transport, Zeitpunkt des Gefahrübergangs.
Es ist sinnvoll, zugesicherte Eigenschaften des Pferdes im Vertrag mit aufzunehmen.
Normalerweise ist die ausgehandelte Summe bei Übernahme des Pferdes fällig. Wenn das Geschäft bargeldlos über die Bank getätigt werden soll, behält der Verkäufer nach Übergabe des Pferdes die Papiere ein, bis das Geld auf seinem Konto eingegangen ist.